Begabungs- und Begabtenförderung - was heißt das?

In der Begabungsförderung geht es darum, einen breiten Blickwinkel auf alle Schülerinnen und Schüler der Herderschule einzunehmen und über die starren Strukturen des Schulalltags hinauszudenken. Es ist das Ziel der Herderschule, die vielfältigen Begabungen jeder und jedes Einzelnen zu ermitteln und ihnen innerhalb und außerhalb des Unterrichts gerecht zu werden. Es sollen solche Lernkontexte gestaltet werden, in denen sich potenzielle und „schlummernde“ Begabungen entfalten können. Die Begabungsförderung will weg von einem systemischen Denken und hin zu einem personenorientierten; weg von einem defizitorientierten und hin zu einem stärkenorientierten Ansatz. Die Förderung der Autonomie, der Verantwortlichkeit und die Integration aller Schülerinnen und Schüler soll in den Mittelpunkt rücken. So soll die Herderschule mehr und mehr zu einer „Schule der Person“ (Gabriele Weigand) werden, anstatt einer bloßen „Lernanstalt“.

Die Begabtenförderung nimmt demgegenüber die Bedürfnisse der einzelnen Schülerinnen und Schüler in den Blick, die sich durch außergewöhnliche Fähigkeiten, Interessen oder Motivationen auszeichnen – die mit ihrem besonderen Blick auf die Welt manchmal aber auch anecken oder sich selbst im Weg stehen können. Gerade die Begegnung mit einigen dieser besonders begabten Schülerinnen und Schülern hat uns klarwerden lassen, dass die Schule sich in diesen Bereichen stärker engagieren muss. Denn manche sind mit ihrer Situation unzufrieden, klagen über Langeweile und sehnen sich danach, stärker herausgefordert zu werden. Schließlich haben alle Schülerinnen und Schüler dasselbe Recht auf und dasselbe Bedürfnis nach individueller Zuwendung und Förderung – auch die leistungsstarken.

Seit Beginn des Schuljahres 2023/24 ist die Herderschule Teil des LemaS-Netzwerks („Leistung macht Schule“ – Mehr Informationen siehe unten). Der Austausch im Netzwerk ist ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, die Begabungs- und Begabtenförderung der Herderschule zu professionalisieren und auszubauen. Viele Mitglieder der Schulgemeinde arbeiten engagiert an diesem Ziel; vor allem das BLF-Team (Begabungs- und Leistungsförderung) entwickelt zurzeit mehrere Konzepte in diesem Bereich. Als zentrale Ansprechperson ist es mein Anliegen, diesen Prozess zu koordinieren sowie Schülerinnern und Schüler mit besonderen Begabungen zu beraten und zu begleiten, Angebote zur Förderung zu vermitteln sowie Schulentwicklungsaufgaben voranzubringen. 

Beratung und Diagnostik sind ein wesentlicher Bestandteil der Lehrtätigkeit. Darüber hinaus kann eine Einzelfallberatung durch die Beratungslehrkraft hilfreich sein, wenn Begabungen im normalen Unterricht nicht mehr optimal gefördert werden können. Manche Schülerinnen und Schüler suchen ganz bewusst nach Möglichkeiten, intensiver zu lernen, ihren Horizont zu erweitern und sich persönlich weiterzuentwickeln. Andere berichten aber auch über anhaltende Langeweile und Frustration, unter denen auch die Noten leiden können.  Bei manchen führt dies auch zu Spannungen im sozialen Miteinander und zu einer „Sonderstellung“ innerhalb der Klasse. So vielfältig die subjektiven Wünsche und Herausforderungen sein können, so unterschiedlich können Lösungsansätze aussehen. Manchmal ist es schon ein Fortschritt, sich verstanden und gehört zu fühlen. Oft kann eine Beratung in Bezug auf die eigene Zielsetzung und das Lernverhalten hilfreich sein. Auch können sich aus dem Beratungsgespräch die Vermittlung von unterrichtlichen oder außerunterrichtlichen Tätigkeiten ergeben. Letztendlich ist ein Beratungsgespräch auch eine wichtige Voraussetzung, falls das Überspringen einer Klasse in Betracht gezogen wird.

Falls Du dich in diesen Zeilen angesprochen fühlst und selbst eine Beratung wünschst, schreib mich bitte an, damit wir einen Gesprächstermin vereinbaren können.

Meine E-Mailadresse lautet: LAC(at)Herderschule-giessen.de

Hinter der Abkürzung „LemaS“ steckt das Forschungs- und Schulentwicklungsprojekt „Leistung macht Schule“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird und an dem in ganz Deutschland ca. 300 Schulen teilnehmen. Seit Anfang des Schuljahres 2023/24 ist auch die Herderschule in die „zweite Phase“ des Projekts eingestiegen, bei der es vor allem um den Austausch mit anderen Schulen des Netzwerks geht. Das Kernanliegen von „LemaS“ ist es, einen Haltungswechsel der schulischen Akteure zu bewirken sowie die Schul- und Unterrichtsgestaltung in Bezug auf die Begabungsförderung zu optimieren.

Mehr dazu erfahren Sie hier: https://phase1.lemas-forschung.de/

Wir hoffen, von der Teilnahme an LemaS in mehrfacher Hinsicht zu profitieren: So erhalten wir die Möglichkeiten, an umfangreichen Fortbildungen teilzunehmen, verschiedene Schulentwicklungs-Produkte einzusetzen und sich im Netzwerk mit anderen Schulen auszutauschen und von ihren Erfahrungen zu profitieren.

Das Überspringen eines Jahrgangs gehört zu den Mitteln der sogenannten „Akzeleration“, also der Beschleunigung der Schullaufbahn. Oft wird das Thema eher mit der Grundschulzeit verbunden, aber auch an der weiterführenden Schule kann ein Überspringen eine erfolgsversprechende Fördermaßnahme sein, wenn die Umstände passen.

In der Hattie-Studie, einer wegweisenden pädagogischen Vergleichsstudie, wird die Einflussgröße des Überspringens als potenziell besonders groß eingeschätzt – von 252 untersuchten schulischen Maßnahmen landet sie sogar auf dem vierten Platz. Ein erfolgreiches Springen kann neue Herausforderung und Motivation schaffen, kann das Arbeiten auf einem passenderen Niveau ermöglichen und die allgemeine Schulzufriedenheit deutlich erhöhen.  

Andererseits sollte der Schritt des Überspringens niemals leichtfertig entschieden werden, da es immer einen ernstzunehmenden Einschnitt in die Schullaufbahn bedeutet. Auch eine Probephase sollte nur dann vereinbart werden, wenn alle Beteiligten die Chance, dass ein Überspringen erfolgreich sein wird, als besonders hoch einschätzen.

Bei der Beurteilung, ob das Überspringen eine geeignete Fördermaßnahme sein kann, orientieren wir uns an den folgenden, vom HMKB veröffentlichten Kriterien:

- Die Schülerin oder der Schüler sollte über eine überdurchschnittliche intellektuelle Begabung und Lernfähigkeit verfügen.

- Die Schülerin oder der Schüler sollte gerne lernen, herausfordernde Lernsituationen bevorzugen und Durchhaltevermögen besitzen.

- Die schulischen Leistungen sollten weit überdurchschnittlich und möglichst ausgeglichen sein. (Allerdings ist hier keine genaue Grenze festgelegt).

- Die Schülerin oder der Schüler sollte in einer guten psychosozialen Verfassung sein – abgesehen von Problemen, die auf eine Unterforderung zurückzuführen sind.

- Alle Beteiligten (Schülerin oder Schüler, Eltern, Lehrer, aufnehmende Klasse) stehen der Maßnahme offen und vorurteilsfrei gegenüber und unterstützen sie.

Auch wenn dies häufig als Argument vorgebracht wird, spielt die körperliche Entwicklung keine große Rolle für die Erfolgschancen des Überspringens. Sehr viel wichtiger ist die mentale Stabilität und Reife.

Beim Treffen der Entscheidung orientieren wir uns an den folgenden Schritten:

- Die Schülerin oder der Schüler, die Eltern oder die Klassenleitung setzt sich mit Beratungslehrkraft für Begabungsförderung in Kontakt.

- Dieser führt ein mit einem Fragebogen vorstrukturiertes Beratungsgespräch mit der Schülerin oder dem Schüler, in dem geschaut wird, ob das Überspringen als Fördermaßnahme in Betracht kommt, oder ob andere Fördermaßnahmen erfolgsversprechender sein könnten.

- Auf dieser Grundlage können die Eltern entscheiden, einen formellen Antrag auf das Überspringen zu stellen. Dieser muss schriftlich, kann aber formlos erfolgen.

- Anschließend wird ein Feedback von den aktuell unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrern eingeholt, das sich an den oben genannten Kriterien orientiert und in der die Wahrscheinlichkeit für ein erfolgreiches Springen eingeschätzt wird.

- Ist dieses Feedback überwiegend positiv und werden keine gravierenden Bedenken geäußert, werden wir der Schülerin oder dem Schüler eine Probephase in einer höheren Klassenstufe einrichten. Diese dauert mindestens sechs Wochen und kann prinzipiell zu jedem Zeitpunkt des Schuljahres erfolgen.

- Zum Abschluss dieser Probephase wird erneut ein Feedback von allen Lehrerinnen und Lehrern der neuen Klasse eingeholt und ein Beratungsgespräch mit der Schülerin oder dem Schüler und den Eltern durchgeführt.

- Die Ergebnisse dieser Rückmeldungen werden an die Klassenkonferenz der „abgebenden“ Klasse übermittelt, welche die Entscheidung über das Überspringen trifft.

Wird der Antrag positiv beschieden, kann das Überspringen direkt im Anschluss an die Probephase vollzogen werden; die Schülerin oder der Schüler bleibt in der Klasse.

Die Herderschule ist ein bilinguales Gymnasium, in dem jedes Jahr Schülerinnen und Schüler bis zu 40% ihres Unterrichts auf Englisch absolvieren können – ab Jahrgangsstufe 7 zunächst in Geographie, Politik & Wirtschaft sowie Biologie und ab Klasse 9 schließlich auch in Geschichte. Dadurch können besondere sprachliche Begabungen in hohem Maße gefördert werden.

Mehr dazu erfahren Sie hier: https://www.herderschule-giessen.de/ueber-uns/bilingualer-unterricht

Seit mehreren Jahren ist das Konzept der NaWi-Klassen an der Herderschule etabliert, in denen Schülerinnen und Schüler, die eine besondere Begabung und Interessen im Bereich der Naturwissenschaften verfügen, gezielt gefördert werden.

Genauere Informationen zu den NaWi-Schwerpunktklassen finden Sie hier: https://www.herderschule-giessen.de/schule/naturwissenschaften

Das AG-Angebot der Herderschule ist in den letzten Jahren stark erweitert worden und bietet so viele Möglichkeiten, besondere Begabungen und Interessen zu fördern und zu vertiefen. Dies reicht von musikalischen und künstlerischen Angeboten über Sprachen, Handarbeit hin zu Sport und Naturwissenschaften. Auch hat es sich seit einiger Zeit bewährt, dass Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen eigene AGs anbieten, Förderkurse übernehmen oder nach dem Motto „Schüler helfen Schülern“ Nachhilfe geben. Dies bietet nicht ihnen selbst eine wertvolle Erfahrung, sondern ist auch ein großer Gewinn für den Zusammenhalt innerhalb der Schulgemeinschaft.

Genauere Informationen sowie eine Übersicht der aktuellen Angebote finden Sie hier:

https://www.herderschule-giessen.de/schule/ganztag-1

In den Stufen 5 und 6 bieten wir neben „Förderkursen“ auch „Forder-Kurse“ für Schülerinnen und Schüler an, die ihre Begabungen über den Regelunterricht hinaus vertiefen wollen. Diese Kurse sind in den Fächern Deutsch, Mathematik und Musik Teil des Stundenplans für besonders leistungsstarke Schülerinnen und Schüler. Die Teilnahme an diesen Kursen setzt eine Empfehlung der jeweiligen Lehrkräfte voraus.

Die Teilnahme an diversen regionalen und nationalen Wettbewerben ist seit vielen Jahren etabliert und bietet die Möglichkeit, besondere Begabungen zu erkennen und wertzuschätzen. Dazu zählen z.B., der Bundeswettbewerb Mathematik, Bundeswettbewerb Fremdsprachen, Vorlesewettbewerbe, der Informatik-Biber oder der Pangea-Wettbewerb. Solltest Du an einer Teilnahme an diesen oder anderen Wettbewerben interessiert sein, kannst Du mich gerne kontaktieren. Gemeinsam können wir schauen, wie eine Vorbereitung auf diese Wettbewerbe in den Schulalltag integriert werden kann.

Das Internat Schloss Hansenberg ist ein Oberstufengymnasium in Trägerschaft des Landes Hessen, das besonders auf die Bedürfnisse begabter, leistungsstarker und sozial engagierter Schülerinnen und Schüler ausgelegt ist.

Am Ende der Jahrgangsstufe 9 werden die leistungsstärksten Schülerinnen und Schülern von der Herderschule gemeldet und erhalten ein Anschreiben, in dem der Bewerbungsprozess erläutert wird. Auch eine Initiativbewerbung ist möglich. Die Aufnahme in Hansenberg ist meistens mit einem Überspringen der 10. Klasse verbunden, sodass die Schülerinnen und Schüler direkt nach der 9.Klasse wechseln können. Aber auch ein Wechsel nach der 10. Klasse ist möglich.

Wenn Du die Frage klären willst, ob eine Bewerbung der richtige Schritt für Dich ist, und worauf Du im Bewerbungsprozess achten solltest, können wir gerne einen Gesprächstermin vereinbaren. Schreib mir dazu einfach unter LAC@Herderschule-giessen.de

Genauere Informationen gibt es unter: https://www.hansenberg.de/

Eine Möglichkeit für besonders motivierte Schülerinnen und Schüler, in der Ferienzeit mit Gleichgesinnten in Kontakt zu kommen und in einem ganz anderen Rahmen zu Lernen, bieten die deutschen Schüler-Akademien, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden.

Am 15.01. um 17 Uhr findet eine Informationsveranstaltung für interessierte Schülerinnen und Schüler statt. Genauere Informationen finden sich unter www.hsaka.de