"Meet a Jew"

Kennenlernen jüdischen Alltags im direkten Austausch

Ein weiterer Baustein des Projekts "Gegen das Vergessen" thematisierte jüdischen Alltag in Deutschland. Vermittelt durch „Meet a Jew“ trafen sich die Geschichtskurse von Frau Wallner und Herrn Dietrich mit zwei Frauen, welche der jüdischen Religion angehören. Beide erzählten uns viel von ihrem Leben und wie sie überhaupt zum Judentum gekommen sind. Eine der beiden Referentinnen konvertierte vom Christentum zum Judentum, da sie sich dort eher zugehörig fühlte. Die andere erläuterte, was es für den Alltag bedeutet, eher streng gläubig zu leben und sich an die meisten Traditionen und Regeln des jüdischen Glaubens zu halten.

Wir durften ihnen Fragen zu ihrem Leben und ihrer Religion stellen und für mich haben zwei Dinge am meisten herausgestochen. Uns wurde über den Schabbat erzählt und da der siebte Tag jeder Woche im Judentum ein Ruhetag ist, darf man dort keine Arbeit verrichten. Doch damit ist nicht nur der Beruf an sich gemeint, sondern auch viele andere Dinge wie das Autofahren oder das Benutzen jeglicher elektronischer bzw. mit Strom funktionierender Geräte. Beispielsweise erzählte sie uns, dass sie das Licht im Kühlschrank abkleben musste, damit sie den Schabbat nicht breche. Auch das Thema „koscher Essen“ wurde angesprochen, was ich persönlich wirklich faszinierend fand. An sich nennt man etwas koscher, wenn es nach den Regeln der Tora gegessen werden darf und sie erklärt ebenfalls, welche Tiere koscher sind und so gegessen werden dürfen. Fesselnd war ebenfalls, dass sie einen klaren Unterschied zwischen Milch und Fleisch sehen und es quasi milchige und fleischige Teller oder sogar Spülmaschinen gibt. Damit ist gemeint, dass es bestimmte Teller gibt, auf welchen man Fleisch isst und auf welchen man Milchprodukte zu sich nimmt. Manche Angehörige des jüdischen Glaubens lassen auch ihre Spülmaschine nur milchiges Geschirr mit Milchproduktresten zusammen waschen oder andersherum, fleischiges Geschirr mit Fleischresten. Dazu gehört natürlich auch, dass Gerichte wie Cheeseburger oder Geschnetzeltes in Sahnesoße nicht mehr gegessen werden können, was für viele vielleicht unvorstellbar klingt.

Darüber hinaus haben wir viel über den Krieg in Palästina gesprochen und wie es den beiden jüdischen Frauen damit ergeht. Dies war definitiv auch eine sehr emotionale Erfahrung für uns alle. Sie haben außerdem viele verschiedene jüdische Alltagsgegenstände mitgebracht, welche wir begutachten durften, und haben uns ihre Beziehung zum Lernen der Sprache Hebräisch dargestellt und uns auch ein paar Wörter nähergebracht. Alles in allem war es eine wirklich tolle und spannende Erfahrung, da man eine ganz neue Sicht auf das Leben in einer anderen Religion bekommen hat und dies eben nicht nur aus einem Buch oder dem Internet, sondern von einer Person, welche dieses Leben und die Religion genauso lebt.

„Meet a Jew“ ist ein Projekt des Zentralrats der Juden, wird gefördert durch das Bundesprogramm „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und befindet sich unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten.

(Mariebel Ferreira Vera)